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ERZÄHLORT

Zigeunerlager Steinfelder Weg

Steinfelder Weg 41-43, 24941 Flensburg

Auch Roma und Sinti wurden während der NS-Diktatur verfolgt und ermordet. In Flensburg mussten sie unter unmenschlichen Bedingungen in einem Zwangslager hausen. In der Norderstraße 104 erinnert eine Gedenktafel an Mitglieder der Familie Weiß, die hier vor der Lagerzeit wohnte.

 

Wann Sinti oder Roma in Flensburg erstmals wohnten, ist unbekannt. Adressbücher nennen die Familie Weiß ab 1889, ebenso ab 1911 die Familie Laubinger. Plankemai, Oluf-Samson-Gang, Süderfischerstraße, Mittelstraße und Ballastbrücke sind Orte, an denen „Zigeuner“ wohl seit 1889 wohnten. Die Norderstraße 104 war, mit menschenunwürdigen Wohnungen im Besitz der Stadt, bis mindestens 1935 zeitweise Wohnort der Familie Weiß und Laubinger. Nach Beschwerden aus der Bevölkerung sahen lokale NS-Funktionäre die Chance, ein schon vor der NS-Zeit geplantes Barackenlager zu realisieren. Die Stadt baute es in primitivster Form im Steinfelder Weg 41-43. In den Baracken gab es pro Familie einen Wohnraum von rund 13 Quadratmetern Größe, ohne Wasser- und Stromanschluss, ohne medizinische Versorgung. Zwei Eimer dienten als „Klosett“ für die bis zu 50 Personen. Das Lager im Steinfelder Weg war Sammellager für alle Flensburger „Zigeuner“. 1939 wurde die „Ausschickung“ aller „Zigeuner“ aus dem Reich beschlossen. Am 16. Mai 1940 betraf dies auch jene aus Flensburg. Am 20. Mai verließen sie Hamburg in Deportationszügen, die sie zu Lagern in Belcec bzw. Kielce in Polen brachten. Dort musste harte Arbeit unter katastrophalen Bedingungen geleistet werden. Neun der 26 Angehörigen der Flensburger Familie Weiß starben deshalb bereits in den ersten drei Monaten. Nach 1945 forderten eine Luise L. und Angehörige der Familie Weiß Wiedergutmachung. Beide Verfahren wurden abgewiesen. Eine der Begründungen: Die „Zigeuner“ seien zum „Zeitpunkt der Deportation und Inhaftierung noch nicht aus Gründen der Rasse verfolgt worden“. Erst seit 1995 gelten deutsche Roma und Sinti neben Dänen, Friesen und Sorben als anerkannte Minderheit in Deutschland.